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Autor*in des Beitrags
Maria Gargerle
ServiceCenter Arbeitswissenschaft / Arbeitssicherheit
+49 (0) 89-55 178-284 +49 (0) 172-869 52 41 E-Mail senden08.04.25 | Personal | Information
Psychische Gesundheit – Praxis-Tipps für Führungskräfte aus dem Therapie-Alltag einer psychosomatischen Fachklinik
Florian K. (Name geändert) ist 60 Jahre alt und in einem bayerischen Unternehmen seit 25 Jahren in verantwortungsvoller Position für den Aufbau und die Pflege der IT-Infrastruktur zuständig. Er ist einer, der sich reinhängt, der bei wichtigen Projekten nicht auf die Uhr schaut, sondern einfach macht und selbstverständlich auch nach Feierabend noch zu erreichen ist. Er identifiziert sich stark mit seinem Team und mit seinem Arbeitgeber. Deshalb bringt er sich auch ein: Er macht seinen Vorgesetzten auf ineffiziente Prozesse aufmerksam, sucht nach Lösungen und stößt Veränderungen an.
Doch sein Vorgesetzter blockiert. Florian K. hat zunehmend das Gefühl, dass er nichts bewegen kann – und resigniert schließlich. „Irgendwann hab‘ ich gemerkt: Ich kann mich nicht mehr konzentrieren und nicht mehr strukturiert arbeiten. Ich bin erschöpft, dauernd gereizt und reagiere in Konflikten viel zu emotional. Mich hat einfach nichts mehr gefreut.“ Er holt sich Hilfe: sein Arzt diagnostiziert Burn-out und eine über Jahre verschleppte Depression. „Als ich den Therapieplatz hier gekriegt habe, war ich sehr erleichtert.“
Hoher Anteil depressiver Störungen
„Hier“ – das ist die psychosomatische Fachklinik in Prien am Chiemsee, mit über 600 Behandlungsplätzen die größte ihrer Art in Deutschland. 170 Psycholog*innen und 40 Ärzt*innen kümmern sich dort um Erwachsene, Kinder und Jugendliche. „Rund 40 Prozent der Patienten kommen mit depressiven Störungen zu uns“, berichtet der leitende Psychologe, Dr. Stefan Koch. Daneben werden auch die Diagnosen Essstörungen, Angst- und Zwangsstörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen in der Klinik behandelt. In spezifischen Verhaltens- und Gruppentherapien gehen die Patient*innen ihren Erkrankungen auf den Grund.
Gespräche mit Betroffenen
Zusammen mit dem Chefarzt der Klinik, Prof. Dr. phil. Dr. med. Andreas Hillert, leitete Koch am 10. Juli 2024 den bayme vbm Praxis-Workshop Psychisch gesund am Arbeitsplatz – Erleben, der einen ungewöhnlichen und seltenen Einblick in den laufenden Betrieb einer Klinik gab. Den 20 Vertretern aus bayme vbm Mitgliedsunternehmen eröffneten sich beim Gespräch mit Florian K. und bei einem Rundgang durch die verschiedenen Abteilungen der Klinik neue Sichtweisen auf das Thema.
Besonders spannend ist das Gespräch mit Florian K. Die Teilnehmer interessiert vor allem: Wie hätten sich Vorgesetzte und Kollegen verhalten sollen, um ihm rechtzeitig zu helfen? Hätte das Betriebliche Gesundheitsmanagement etwas tun können, um seine Abwärtsspirale aufzuhalten? Seine Antworten machen deutlich, dass an den relevanten Stellen wenig Sensibilität für psychische Erkrankungen gegeben und es deshalb auch an Unterstützung gefehlt hat.
Hillert zufolge erfüllt rund ein Drittel aller Erwachsenen jedes Jahr die Diagnosekriterien für zumindest eine psychische Störung. Nicht immer wird diese auch diagnostiziert und behandelt, trotzdem wirkt sie sich oft gravierend auf die Betroffenen und deren Umfeld aus – auch am Arbeitsplatz. Dort können Führungskräfte, Personalverantwortliche und Ausbilder*innen wertvolle Unterstützung leisten.
Handwerkszeug zur Unterstützung psychisch belasteter Mitarbeiter
Dieser Praxis-Workshop gibt den Teilnehmern Werkzeuge an die Hand, wie sich Symptome frühzeitig erkennen und ansprechen lassen, zeigt auf, welcher Handlungsspielraum im Unternehmen bestehen, und liefert Hintergrundwissen, die Ängste und Bedenken Betroffener gegenüber bestimmten Angeboten wahrzunehmen und zu entkräften.
Die Praxis-Workshops in den Schön-Fachkliniken in Prien und Bad Staffelstein finden auch im Jahr 2025 wieder statt. Sichern Sie sich jetzt einen der begehrten Plätze: – Am 27.05.2025 in Bad Staffelstein oder – am 17.07.2025 in Prien am Chiemsee | ||
Mit neuer Energie an die Arbeit
Florian K. ist inzwischen in sein Arbeitsumfeld zurückgekehrt. Mit neuer Energie – und Strategien, die alten Muster frühzeitig zu erkennen. „Ich werde die Welt nicht ändern können, aber ich kann jetzt Wege finden, mit den Gegebenheiten umzugehen und meine eigenen Grenzen wahrzunehmen,“ sagt er. „Reflexion und Achtsamkeit helfen mir zu erkennen, wenn bei mir die Abwärtsspirale wieder losgeht, und dann kann ich gegensteuern.“
Teilnehmerstimmen
„Ich war bereits im Workshop Psychische*r Ersthelfer*in und haben auch den Klinik-Workshop in Bad Staffelstein besucht, und sie ergänzen sich großartig. Mir ist es wichtig, das Bewusstsein über psychische Belastungen am Arbeitsplatz besser in die betrieblichen Prozesse zu integrieren und besser bewertbar zu machen – noch bevor sich Symptome zeigen. Hierfür liefert der Workshop heute viele Anregungen und Werkzeuge. Ich kann ihn nur weiterempfehlen, vor allem für Führungskräfte.“ Marcus Trillof Leitung Corporate Process & Synergy, Pfeifer Holding GmbH & Co. KG, Memmingen | „Dieser Workshop fördert auf jeden Fall die Sensibilität für das Thema psychische Gesundheit. Ich nehme viel Input mit, wie ich als Führungskraft im Team betroffene Mitarbeiter ansprechen kann. Sehr aufschlussreich war das Gespräch mit dem Patienten, der hier wegen Burnout und Depression in Behandlung ist. Von diesen Gesprächen und Interaktionen mit Betroffenen hätte ich mir sogar noch mehr gewünscht. Grundsätzlich kann ich diesen Workshop sehr weiterempfehlen.“ Karsten Thiel Head Country Support EUR Care South, Nokia Solutions and Networks GmbH & Co. KG, München |
„Für mich war das heute ein spannender Perspektivwechsel, einmal Einblick in die Sicht von Patienten und Therapeuten zu bekommen. Das Thema der psychischen Belastung kommt im Betrieb ja immer wieder hoch, und manchmal steht man dem doch eher hilflos gegenüber. Dieser Workshop ist toll für Führungskräfte und HR-Verantwortliche, denn er nimmt einem etwas die Unsicherheit im Umgang mit Betroffenen und schafft einen anderen Blick auf den Handlungsrahmen.“ Dr. Ruth Nürnberger HR Business Partnerin Personalentwicklung Brückner, Maschinenbau GmbH | „Dieser Workshop hat deutlich gemacht, welche Faktoren wichtig sind beim Thema psychische Gesundheit im Betrieb: Vertrauen zur Führungskraft, die Möglichkeit zur offenen Kommunikation und klare Rahmenbedingungen. Ganz wichtig ist auch die Sensibilisierung der Führungskräfte für das Thema. Der Einblick in den Klinikalltag und in die Behandlung verschiedener Erkrankungen trägt da sehr zum Verständnis bei.“ Stefanie Luber Geschäftsführerin, ÜBZO – Überbetriebliches Bildungszentrum in Ostbayern GmbH, Weiherhammer |
„Symptome kennen und erkennen, Vorurteile aufbrechen, durch die Begegnung und Gespräche mit Patienten sensibilisiert werden – diesen Workshop sollten eigentlich alle machen, die mit psychisch belasteten Mitarbeitern oder Kollegen zu tun haben. Ich nehme heute konkrete Modelle mit nach Hause, mit Betroffenen umzugehen, und habe auch die Möglichkeit zum Austauschen und Netzwerken gern genutzt. Denn daraus, wie andere Unternehmen mit konkreten Fällen umgehen, lässt sich viel lernen.“ Maren Streit People & Culture Generalist and Management Assistant, Meysens GmbH, München |